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Schloss Merseburg
Schloss und Dom zu Merseburg (Kulturhistorisches Museum Schloss Merseburg)

Schloss Merseburg

Steckbrief

  • einzigartiges siebentürmiges Ensemble von Schloss und Dom
  • bedeutende Burg seit dem 7. Jahrhundert
  • ottonische Königspfalz im 10. und 11. Jahrhundert
  • seit 968 Bischofssitz
  • 1021 Weihe des Doms
  • um 1500 Erweiterung des Bischofssitzes zu einer imposanten vierflügligen Anlage
  • Anfang des 17. Jahrhunderts Umbau zum Renaissanceschloss
  • 1657 bis 1738 barocke Fürstenresidenz der Herzöge von Sachsen-Merseburg
  • heute Kulturhistorisches Museum Schloss Merseburg mit bedeutenden Zeugnissen einer über tausendjährigen Geschichte

Sonderausstellung

Das Merseburger Experiment. Fürst Georg III. von Anhalt als Reformator und evangelischer Bischof (1544–1548)
20. Mai bis 13. August 2017

www.saalekreis.de/de/museen.html

Das Merseburger Experiment

Fürst Georg III. von Anhalt als Reformator und evangelischer Bischof (1544–1548)

Die Reformation veränderte alles und stieß wesentliche Fragen an: Wie waren neuer Glaube und die Strukturen der Gesellschaft miteinander zu verbinden? Konnte das gelingen oder blieben radikale Brüche unausweichlich?

Die Sonderausstellung führt Sie in eine wahrhaft spannungsgeladene Zeit. Im Mittelpunkt stehen die konkrete Merseburger Situation und ihr herausragender Akteur.

Georgs Glaubenswende

Schon im Alter von elf Jahren wurde Georg III. 1518 Domherr zu Merseburg. Auf das Studium des Kirchenrechts in Leipzig folgten 1524 die Priesterweihe und kurz darauf die Ernennung zum Dompropst in Magdeburg. Hier bekämpfte er energisch die Anfänge der Reformation. Ab 1530 regierte Georg aufgrund einer komplizierten Erbfolgeregelung gemeinsam mit seinen Brüdern auch als Fürst von Anhalt-Dessau.

Mittlerweile war der theologisch hochgebildete Fürst zunehmend von der Berechtigung der lutherischen Reformen überzeugt. Nach dem Tod der streng katholischen Mutter bekannte er sich offiziell zum evangelischen Glauben und führte 1534 in seinem Fürstentum die Reformation ein.

Das war keineswegs ein rein kirchliches Unterfangen, sondern schloss im politischen Spannungsfeld ein hohes persönliches Risiko ein. Mit Martin Luther und Philipp Melanchthon verband ihn eine persönliche Freundschaft.

Die Merseburger »Doppelspitze«

Um den Jahreswechsel 1543 / 44 lag in Merseburg Bischof Sigismund von Lindenau im Sterben. Wie würde der bald leere Bischofsstuhl besetzt, wie künftig im Bistum regiert werden?

Herzog Moritz von Sachsen fand eine ungewöhnliche Lösung und im Frühjahr 1544 begann ein bisher nicht dagewesenes Experiment: Die eigentlich »allumfassende« bischöfliche Regierungsgewalt wurde geteilt.

Der Herzog setzte seinen Bruder August als weltlichen Landesherrn mit dem Titel »Administrator« (Verwalter) ein. Die geistliche Hoheit erhielt Domherr Georg III. als Beigeordneter des Administrators. Am 2. August 1545 ordinierte Martin Luther persönlich Georg im Merseburger Dom zum evangelischen Bischof.

Das Ende des Experiments

Das doppelköpfige Merseburger Modell erlebte schnell Störungen: Dem jugendlichen, ungestümen und staatsmännisch unerfahrenen August vermochte der gebildete und sensible Georg nichts entgegenzusetzen. Kaum zu überbrückende Spannungen bestimmten den Alltag.

Hinzu kam die Niederlage der protestantischen Fürsten 1547 in der Schlacht von Mühlberg. Fortan drängte der siegreiche katholische Kaiser Karl V. auf die Beendigung des Merseburger Experiments.

Dies geschah im Herbst 1548: August heiratete und musste deshalb am 27. September auf sein Amt verzichten. Daher trat am 7. November auch Georg zurück. In der Folge amtierte in Merseburg von 1549 bis 1561 mit Michael Helding noch einmal ein katholischer Bischof. Erleben Sie die Wechsel- und Ränkespiele der Reformationszeit und lernen Sie die Akteure und ihre Hintergründe kennen!

Der Bücherfreund – ein Hinweis

Georg III. von Anhalt besaß als Gelehrter eine bedeutende und kostbare Bibliothek. Vor diesem Hintergrund steht die Merseburger Ausstellung im Verbund mit der Präsentation »Schatzkammer der Reformation – Das UNESCO-Dokumentenerbe im Spiegel der Büchersammlung des Fürsten Georg III. von Anhalt« der Anhaltischen Landesbücherei Dessau im Schloss Dessau/ Johannbau vom 8. April bis zum 9. Juli 2017.

www.schatzkammer-der-reformation.de


Porträt des jungen Fürsten Georg III. von Anhalt aus der Cranach-Werkstatt, um 1539 (Anhaltinische Landesbücherei Dessau)
Predigten und Schriften von Georg III. von Anhalt, Titelblatt (Anhaltinische Landesbücherei Dessau)
Der dem Schloss benachbarte Dom St. Johannis und Laurentius zu Merseburg (Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz)
Wendelstein des Kammerturms mit den Wappen des Domkapitels von 1605–1607 (Reinhard Hentze)
Schloss und Dom zu Merseburg (Reinhard Hentze)

Glaubenszeugnisse

Die berühmte Chronik des Merseburger Bischofs Thietmar (1012–1018) erzählt von Geschichte und Glaubensvorstellungen. Lernen Sie Thietmars Welt im Kulturhistorischen Museum kennen. Bestaunen Sie die Bischofswappen und die ehrwürdigen Patronatsfiguren am und im Schloss sowie die Wappen des Domkapitels im Kammerturm. Darüber hinaus künden in der Ausstellung zahlreiche hervorragende barocke Skulpturen von Glaubensgewissheiten und Jenseitsvorstellungen.

Bedeutende mittelalterliche Kirchen sind die Pfarrkirchen St. Maximi und St. Viti, die Neumarktkirche als romanisches Kleinod und frühester erhaltener Verehrungsort des hl. Thomas von Canterbury sowie der beeindruckende Dom. Später diente die Kathedrale, von deren bis heute erhaltener spätgotischer Kanzel 1545 schon Luther predigte, als barocke Hofkirche. In der Südklausur des Domes begegnen Sie einem außergewöhnlichen Zeugnis heidnischen Glaubens, den »Merseburger Zaubersprüchen«.


Barocke Skulptur des Todes von Christian Trothe, 1727 (Jakob Adolphi)
 

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