1. April bis 31. Oktober 2017
Schon vor tausenden von Jahren siedelten an Saale und Unstrut Menschen. Zahlreiche Spuren zeugen von ihren Glaubenswelten: Kultplätze, Götterbilder, Begräbnisse und Grabbeigaben geben bis heute Rätsel auf und faszinieren uns.
Im beeindruckenden Bergfried »Dicker Wilhelm« auf Schloss Neuenburg können Sie in diese geheimnisvolle Zeit eintauchen!
Symbolfigur der Ausstellung ist der seit gut 500 Jahren unter dem Dachgesims des Wohnturms im Brunnenhof thronende »Haingott«. Doch die Figur ist viel älter, entstand wohl vor mehr als 2.000 Jahren. Und wer wurde dargestellt? Es gibt verschiedene Deutungen, aber genau wissen wir es nicht! Was haben sich unsere Vorfahren von der Gottheit erhofft, wie zu ihr gebetet, wie sie verehrt? Der »Haingott« schweigt und ist doch Verbindung zu den Menschen einer fernen Vergangenheit. Wenn Sie zur Rätsellösung beitragen können, so teilen Sie es uns doch bitte mit.
Ausgehend vom »Haingott« folgt die Präsentation den Spuren der vorgeschichtlichen Götterwelt und prähistorischer Kultstätten. Das Spektrum reicht von dem der Göttin Freya geweihten Hain auf dem Freyburger Haineberg über die Dolmengöttin von Langeneichstädt, geheimnisvolle Figuren der Region und die Steigraer Trojaburg bis hin zum Verweis auf so bekannte Stätten wie den Mittelberg bei Nebra oder das Gosecker Sonnenobservatorium. Eine faszinierende Sagenüberlieferung verbindet sich mit einzelnen Ereignissen. Entdecken Sie diese alten Geschichten.
Ausdruck des Glaubens an ein Leben nach dem Tod sind die Bestattungsformen. Seit der Jungsteinzeit (5.500–2.300 v. Chr.) finden sich in der Region unterschiedliche Grabstätten. Fußt die ruhende Haltung im Grab auf der Ansicht, den Tod als Schlaf zu begreifen? Die Grabbeigaben verweiseneinerseits auf gesellschaftliche Stellung und Tätigkeit im Diesseits, anderseits sind sie deutliches Zeichen eines vermuteten Lebens in einem wie auch immer gearteten Jenseits. Galten die beigegebenen Lebensmittel als Proviant für die wohl längste Reise? Ganz sicher haben Menschen sich schonimmer gefragt, was sie nach dem Tod erwartet. Die alte Frage ist ewig neu, die neue Frage ewig alt – und so lädt sie zum ganz persönlichen Nachdenken ein.
Ab dem 7. und 8. Jahrhundert erfolgte die Christianisierung im Saale-Unstrut-Gebiet. Die alten Götter gerieten in Vergessenheit und die bis heute andauernde christliche Tradition der Region nahm ihren Anfang. Älteste Zeugnisse in Freyburg sind die verschwundene Kilianskirche, die Doppelkapelle der Neuenburg, die Zscheiplitzer Klosterkirche und die Stadtkirche St. Marien. Die Aussichtsetage des Turms bietet einen Blick in die historische »Glaubenslandschaft«.
Die Gründung der Neuenburg erfolgte um das Jahr 1090 durch den Thüringer Grafen Ludwig den Springer. Wesentlicher Bestandteil der ersten Burg war die Kapelle in Form einer eingeschossigen Saalkirche. Die Raummitte der Burgkapelle wird durch einen großen romanischen Taufstein dominiert. Ursprünglich stammt dieser aus der St. Kilianskirche am Burgberg. Mit dem Objekt verbindet sich letztlich die Geschichte beider Gotteshäuser.
Um 1170–1175 entstand dann die berühmte romanische Doppelkapelle. Die Unterkapelle als Gottesdienstraum für die Burgmannschaft und die Oberkapelle als Privatoratorium der Thüringer Landgrafenfamilie sind in ihrer baulichen Einheit gleichermaßen Zeugnisse weltlicher Hierarchien wie religiöser Glaubensgrundsätze. Was die Menschen hier gedacht, gefühlt, erhofft und gebetet haben, bleibt uns leider verborgen. Welche religiösen Vorstellungen des Hochmittelalters sich im Bauwerk widerspiegeln, ist natürlich auch nicht endgültig und im Einzelnen genau bekannt.
Entdecken Sie doch Säulen, Pflanzen, Ornamente und wilde Tiere einmal anders!
Über die Zeiten hinweg beeindruckt das Wirken der hl. Elisabeth von Thüringen. Selbst Martin Luther erkannte das Besondere an Person und Leben und sprach ihr eine gewisse »Heiligkeit« keineswegs ab, wenngleich er nicht darauf schwören wollte!
Mit Elisabeth begegnet uns eine der außergewöhnlichsten Frauen des Hochmittelalters. Die Königstochter und Reichsfürstin ging aus zutiefst christlicher Überzeugung den Weg von höchster gesellschaftlicher Stellung in den Dienst an den Schwächsten der Gesellschaft und damit ebenso freiwillig in die bitterste Armut. Sie empfand dies aber als Gewinn und Gnade ihres Herrn Jesu Christ. Interessant, faszinierend und vielleicht auch ein wenig verstörend?
Begegnen Sie Elisabeth am historischen Lebensort.
Über die thematischen Schwerpunkte der Sonderpräsentationen hinaus können Sie in den Dauerausstellungen des Kernburgmuseums noch verschiedene »Glaubensspuren« finden.
So beispielsweise die Doppelkapelle als evangelische Schlosskirche des Barock oder das Reiterstandbild Herzog Christians von Sachsen-Weißenfels, protestantischer Gegenspieler des Katholiken August des Starken.
Und auch im Weinmuseum wendet sich ein Abschnitt der Bedeutung und der Rolle des Weins in den Religionen zu.