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Schloss Moritzburg
Schloss Moritzburg (fotoflug.de)

Schloss Moritzburg

Steckbrief

  • großes Schloss- und Domensemble über der Niederung der Weißen Elster
  • 968 Gründung des Bistums Zeitz durch Kaiser Otto I.
  • seit dem 10. Jahrhundert bischöfliche Burg und Residenz der Zeitzer und Naumburger Bischöfe
  • ab 1657 unter Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz Umbau zu einer repräsentativen Schlossanlage
  • Abtragung der Domtürme, Einbeziehung der Domkirche in den Schlossneubau
  • ab 1664 »Schloss Moritzburg an der Elster«, barocke Fürstenresidenz
  • seit 1946 Städtisches Museum
  • heute Schloss- und Regionalmuseum, Deutsches Kinderwagenmuseum

Sonderausstellung

Dialog der Konfessionen. Bischof Julius Plug und die Reformation
5. Juni bis 1. November 2017

www.reformation-zeitz2017.de

Dialog der Konfessionen

Bischof Julius Pflug und die Reformation

Vom 5. Juni bis zum 1. November 2017 präsentieren die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz gemeinsam mit der Stadt Zeitz eine einmalige kulturhistorische Ausstellung zu Ehren von Julius Pflug (1499–1564), dem letzten Bischof von Naumburg.

Erstmals rückt damit am authentischen Residenzort eine der bedeutendsten katholischen Persönlichkeiten der Reformationszeit in den Mittelpunkt der Betrachtung, deren Wirken dem Ausgleich zwischen den streitenden Parteien und der Einheit der Kirche galt.

Bischof wider Willen?!

Im Januar 1541 wählte das Naumburger Domkapitel den aus sächsischem Adel stammenden Mainzer Domherrn und Zeitzer Stiftspropst Julius Pflug zum neuen Bischof. Doch der war darüber sehr verunsichert. So richtig wollte er das Amt nicht! Konnte Pflug die heikle Aufgabe im »Kernland der Reformation« ablehnen oder anderenfalls überhaupt zum Erfolg führen?

Julius Pflug erbat sich vom Papst fast ein Jahr Bedenkzeit. Sein Zögern war durchaus zu verstehen: Was konnte ein katholischer Bischof in Naumburg noch erreichen? Zu viel lief zu lange schief, alle Glaubwürdigkeit war verspielt. Das Ansehen des Bischofsamts befand sich auf dem Tiefpunkt.

Den schwersten Stand hatten ernsthafte katholische Reformer – niemand wollte sie hören. Zudem unterminierten die lutherischen Fürsten die Souveränität des Bischofs und griffen nach den Gütern der Kirche. Große Teile der Priesterschaft waren mittlerweile Anhänger Luthers.

Erster der Welt

Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen nutzte Pflugs Zögern – er wollte keinen katholischen Bischof von Naumburg. Ihm lag an der Säkularisierung des Bistums und einem von ihm abhängigen evangelischen Bischof. Als sich Pflug im August 1541 doch noch bereit zum Amtsantritt zeigte, handelte der Kurfürst sofort.

Im September übernahm er die Kontrolle des Bistums und setzte einen eigenen Kandidaten für das Bischofsamt ein, Nikolaus von Amsdorf. Diesen weihte Martin Luther am 20. Januar 1542 im Naumburger Dom zum ersten evangelischen Bischof der Welt.

5.000 Menschen sollen anwesend gewesen sein! Zwei Tage später hielt Bischof Nikolaus seine Antrittspredigt im Zeitzer Dom. Erstmals musste sich ein gewählter katholischer Bischof mit einem protestantischen Gegenbischof auseinandersetzen.

Mittler zwischen den Welten

Nach seinem Studium in Leipzig, Padua und Bologna war Julius Pflug ab 1521 im diplomatischen Dienst am Dresdner und später auch am Mainzer Hof. Zudem war er Domherr an verschiedenen Kathedralen. Kaiser Karl V. und die päpstliche Kurie beriefen ihn zum Verhandlungsführer mit der evangelischen Seite.

Er stand im persönlichen Austausch mit Kaisern und Päpsten, Kurfürsten und Kardinälen, mit Philipp Melanchthon, Erasmus von Rotterdam und anderen großen Persönlichkeiten seiner Zeit. Julius Pflug war hauptverantwortlich für die Abfassung des »Augsburger Interims« von 1548. Das Reichsgesetz sollte die kirchlichen Verhältnisse bis zu einer Einberufung eines allgemeinen Konzils klären. In zahlreichen Religionsgesprächen und in seinen Schriften ging es Pflug immer um die Vermittlung und den Ausgleich zwischen den Konfessionen. Ein Bestreben, welches seinen modernen Ausdruck im Streben nach der Ökumene fand.

Die Ausstellung lädt Sie zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Große Fragen von Theologie, Politik und Gesellschaft sind direkt mit persönlichem Handeln und menschlichem Einsatz verzahnt. Was machte Ökumene damals aus? Was bedeutet sie heute?


Medaille mit dem Porträt Julius Pflugs von Friedrich Hagenauer von 1530 (Kunstsammlungen Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg)
Porträt Julius Pflugs (Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz)
Neues Testament in Griechisch mit Darstellung des Gekreuzigten und des Bischofwappens von Julius Pflug, 1557 (Vereinigte Domstifter)
Der Zeitzer Dom St. Peter und Paul Blick nach Westen zur Fürstenloge (Vereinigte Domstifter, Matthias Rutkowski)
Schloss Moritzburg von Westen

Orte und Spuren

Die große Sonderausstellung »Dialog der Konfessionen« führt Sie mit ihren vier Ausstellungsteilen zu authentischen Glaubensorten in Zeitz: Schloss Moritzburg als Ort der vormaligen Bischofsburg, der Dom St. Peter und Paul als über tausendjährige Kathedralkirche und Grablege von Julius Pflug, die Stiftsbibliothek als Hort des Wissens und Aufbewahrungsort der im Original erhaltenen Privatbibliothek von Pflug sowie die seit 1539 reformierte Pfarrkirche St. Michael, deren evangelischen Pfarrer Bischof Julius 1542 übrigens in seinem Amt beließ.

Darüber hinaus verkörpern die Domkirche als barocke Hofkirche der Herzöge von Sachsen-Zeitz und die bedeutende Sammlung von Totenbildern der fürstlichen Familie im Museum Schloss Moritzburg eindrucksvolle Zeugnisse einer langen, wechselvollen und facettenreichen Glaubensgeschichte.


Die evangelische Pfarrkirche St. Michael zu Zeitz (Vereinigte Domstifter, Foto Kreil)
 

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